Anne und Thomas Eckerle 2008 überarb. August 2018
„Modelle der Hochbegabung“ – Systematisierung von Randbedingungen für die resultierende Leistungsfähigkeit
In der Literatur zur Hochbegabung gibt es einige sogenannte Modelle der Hochbegabung. Drei der bekanntesten sind die von Renzulli, von Heller und Hany sowie das von Mönks und Ypenburg. Genau betrachtet rekonstruieren sie aber nicht Hochbegabung, sondern sie geben eine Art Landkarte, was alles zusammenkommen muss, um Begabung zu unterstützen. Insofern gelten diese Begabungsmodelle in gleicher Weise auch für normale Begabungen.



Ein Modell der Begabung als Strukturmodell der Intelligenz

Unsere Schlussfolgerungen aus diesem Modell
Besonders relevant scheint uns an diesem Modell die Definition der Intelligenz-Tätigkeit zu sein. Die Entwicklung einerseits eines strukturierten, aufgrund klarer Strukturen reproduzierbaren Wissens und andererseits eines Denkhandelns, das sich dieser Strukturen bedient und über Heurismen verfügt, die eine laufende Selbstevaluation unterstützen, ist das Ziel der Begabungsförderung, das aus dieser Vorstellung unterstützt wird. Solche didaktischen Prinzipien des schulischen Lernens, die Leitvorstellungen der Ganzheitlichkeit folgen und die Grundsätze des Konstruktivismus statt beschreibend als vorschreibende aufgreifen, werden diesem Anspruch nicht gerecht. Diese Prinzipien sind schwach gegenüber den besonderen Bedürfnissen von hochbegabten Kindern und Jugendlichen, die im schulischen Unterricht durch einspinnendes und problemerfindendes Denken auffallen.
- Einspinnendes Denken – Die fachliche Information wird umgeben durch differenzierende und ausweitende Vorstellungen und bereits vorhandenes Wissen.
- Problemerfindendes Denken – Die Information, die durch einspinnendes Denken in einen persönlichen Kontext eingerückt wurde, stößt darin auf Spannungen, Ungereimtheiten, herausfordernde Möglichkeiten etc. Das oft nicht endenwollende Rede- und Fragebedürfnis, der im Unterricht belastende Mitteilungsdrang von hochbegabten SchülerInnen sind Indikatoren für diese Besonderheit. Die Aufladung von gegebener Information mit selbst Gefundenem und Hinzugefügtem versetzt hochbegabte Kinder, anschaulich gewendet, in die Situation eines Menschen, der im Brainstorming viel gedanklichen Kram zusammengetragen hat und nun selektieren, ordnen und bewerten muss.Die Förderung des Denkens von Hochbegabten muss daher mit besonderer Sachkenntnis und Sorgfalt auf die ordnungsauffindenden Instrumente ihrer Intelligenz eingehen und die klare Strukturiertheit ihres Wissens gleich wichtig nehmen wie dessen fachliche Weite.