Eine tiefe Enttäuschung – und eine wichtige Erkenntnis. In einem unserer Kinderworkshops für Hochbegabte ging es darum, die Kinder wehrhaft gegen Langeweile im Unterricht zu machen. Sie hatten gelernt, mit ihren Fragen gezielt den Inhalt zu beeinflussen (veranschaulichen, vertiefen, Stellung nehmen), und im Workshop machten sie das gut. Aber wir wollten es noch genauer wissen. Also haben wir selbst Unterricht mit diesen werdenden Experten für Inhaltsentwicklung gemacht, und zwar langweiligen Unterricht. Die Kinder, die gelernt hatten, lebhaft und kreativ mit den erworbenen Methoden Gespräche zu lenken, erhielten die Information: Wir stellen jetzt Langeweile her, und ihr sollt das ändern. Eine Fotokopie über Lehnsherrschaft im Mittelalter wurde ausgeteilt und die Aufgabe gestellt, daraus Information zu beziehen und ein Gespräch darüber zu entwickeln.
Die Aktivität brach zusammen. Keineswegs haben die Zwölfjährigen jetzt versucht, den Inhalt zu beeinflussen, sondern sie sanken emotional und körperlich zurück. Ein Mädchen schimpfte über Langeweile, die Jungen begannen zu albern. Obwohl sie auf ihre Aufgabe im simulierten Ernstfall vorbereitet waren, konnten sie nicht hineingehen.
Langeweile, so bestätigt sich einmal mehr mit dieser Beobachtung, ist bei hochbegabten Kindern eine tief eingegrabene Reaktion, ein Sich-kognitiv-und-emotional-auf-geringstmögliches-Niveau-Setzen-und-Abwarten. Sie ist also nicht nur aktuelle Reaktion auf das Lehrangebot, sondern Konditionierung, sie führt in erlernte Hilflosigkeit. Die Aufmerksamkeit ist auf ein Drittel geschaltet, auf das Niveau, das vor Leistungseinbruch schützt und zugleich die Anstrengung reduziert. Die emotionale Einfärbung dieser Einstellung ist extrem negativ; die Kinder drücken aus, dass sie leiden, können das aber nicht zu ihrer Zufriedenheit umschreiben. “Das ist wie Bauchschmerzen,” versuchte es ein Junge.
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